Revolution

Notaufnahmelager Marienfelde

Gebäudefronatlansicht mit Schriftzug Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde.

Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde, 2021. 

Zwei Personen gehen durch die Eingangstür ins Durchgangsheim.

Haupteingang des Notaufnahmelagers in Berlin-Marienfelde, Mai 1988. 

NOTAUFNAHMELAGER MARIENFELDE

Ein Zufluchtsort für Ostdeutsche

Immer mehr Menschen fliehen 1989 aus der DDR und bringen die Diktatur ins Wanken. Marienfelde ist die erste Station auf dem Weg in die Freiheit.

DIE GESCHICHTE HÖREN

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Im Sommer 1989 herrscht Ausnahmezustand im Notaufnahmelager Marienfelde. Die Neuankommenden müssen sich Wartenummern aus orangefarbenen Automaten ziehen und viel Geduld haben. Es gibt kaum noch Betten. Selbst in den Büros der Mitarbeitenden stehen Etagenbetten, die Büroarbeit wird nun in rasch aufgestellten Zelten erledigt. Ein Ausgereister erzählt: "Für mich war es dann in der Tat kein Notaufnahmelager, sondern es war eine ordentliche Wohnanlage, zwar überfüllt mit Menschen, aber es war eine angenehme Zufluchtsstätte."

Schon vor dem Mauerfall am 9. November 1989 laufen der DDR die Menschen davon. Der einzige legale Weg aus dem Land ist ein Ausreiseantrag. Die Antragsteller müssen oft jahrelang warten, werden überwacht, benachteiligt und sind oft vehementen Überredungsversuchen ausgesetzt, damit sie den Antrag zurückziehen. 1989 bewilligen die DDR-Behörden ungewöhnlich viele Ausreisen. Die Staatspartei SED hofft, Unzufriedene loszuwerden und so ihre Machtstellung zu festigen. Stattdessen machen die Fliehenden die allgemeine Krise im Land sichtbar.

Bis zum Herbst 1989 kommen 27.000 Menschen aus der DDR nach West-Berlin. Da die Bundesrepublik sie als eigene Staatsbürger ansieht, haben sie ein Recht auf staatliche Unterstützung, etwa in Form von Unterbringung oder Sozialleistungen. Sie teilen sich den knappen Raum mit Tausenden Deutschstämmigen aus Polen, Rumänien oder der Sowjetunion. Ab September 1989 kommen jene aus der DDR hinzu, die es geschafft haben, über Ungarn und die Tschechoslowakei in den Westen zu fliehen. Am 9. November fällt die Mauer, zehntausende Ostdeutsche feiern in West-Berlin. Die meisten kehren nach ein paar seligen Stunden wieder heim. Einige fürchten jedoch, dass die Grenzen bald wieder schließen und stellen in Marienfelde Aufnahmeanträge. Es sind so viele, dass die Aufnahmestelle am 10. November zu den Wohncontainern und Turnhallen eine Fabrikhalle anmietet.

In der Bundesrepublik gibt es auch kritische Stimmen. Warum wollen so viele Ostdeutsche in den Westen, wo sie doch nun Reisefreiheit genießen und auf Demokratie hoffen dürfen? Viele jedoch trauen den Veränderungen in ihrem Land nicht, sie wollen endlich in Freiheit leben. Die Bundesregierung hält an ihrem Kurs fest. Und so tragen die Ausreisenden dazu bei, dass das SED-Regime weiter an Macht verliert. Erst nach den freien Wahlen im März 1990 verlassen wieder deutlich weniger Menschen die DDR. Am 3. Oktober wird aus den beiden deutschen Staaten einer. Die "Abstimmung mit den Füßen" gegen die SED-Herrschaft, verstärkt durch die bundesdeutsche Aufnahmebereitschaft, hat der Einigung den Weg geebnet.

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