Einheit

KaDeWe

Das Kaufhaus des Westens hell erleuchtet bei Nacht.

Das Kaufhaus des Westens, 2022.

Eine Schlage von Menschen steht vor einem Eingang, darüber der Schriftzug KaDeWe. Im Vordergrund befindet sich eine Straße und geparkte Autos.

Das KaDeWe am 11. November 1989.

KADEWE

Bunte westliche Warenwelt

Das Luxuskaufhaus KaDeWe – Kaufhaus des Westens – verspricht jeden Wunsch seiner Kundinnen und Kunden zu erfüllen. Nach dem Mauerfall lockt es Menschen aus der DDR in das Kaufhaus des Westens. Wer bislang mit dem Warenmangel in der DDR lebt, ist fasziniert bis fassungslos.

DIE GESCHICHTE HÖREN

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Menschenmassen tummeln sich in den frühen Morgenstunden des 10. November 1989 vor dem großen Eingangstor des Kaufhauses des Westens am Tauentzien – kurz KaDeWe. Manche warten schon seit Stunden in der Novemberkälte darauf, dass der glamouröse Konsumtempel öffnet. Sie wollen an diesem Tag die Ersten aus der DDR sein, die einen Blick auf die bislang unerreichbare bunte westliche Warenwelt werfen.

Am Abend zuvor fällt die Mauer. Die ganze Nacht hindurch feiern Menschen aus dem Osten der Stadt gemeinsam mit Westberlinerinnen und Westberlinern rund um den Ku’damm und das KaDeWe. Kneipen reagieren teilweise mit spontanen Sonderangeboten, wie ein Bier für eine Ostmark. Die Menschen jubeln und feiern bis es dämmert. Dann öffnen die Läden der West-Berliner Shoppingmeile.

Das KaDeWe bereitet sich am Tag nach dem Mauerfall schnell auf den Ansturm aus der DDR vor. Allen wird nach der aufregenden ersten Nacht in West-Berlin zunächst eine kostenlose Tasse Kaffee zum Aufwärmen serviert. Dann bestaunen die Besuchenden ungläubig das Angebot in den Auslagen.

In der DDR herrscht Mangelwirtschaft. Offiziell verspricht Staatschef Erich Honecker den Konsumsozialismus mit einem hohen Lebensstandard. Doch faktisch fehlt es an vielem wie Fernsehern, Fotoapparaten oder Haushaltsgeräten. Während der Grundbedarf meist gestillt wird, sind hochwertige Produkte knapp. Der Westen wird in den Köpfen zum Sehnsuchtsort.

Seit 1970 bekommt jede und jeder Ostdeutsche bei der Einreise in die Bundesrepublik Begrüßungsgeld. 1988 wird es auf 100 DM erhöht und kann einmal im Jahr beansprucht werden. Nach dem Mauerfall jedoch bilden sich rasch lange Schlangen vor den Banken. Viele wollen das Geld schnell ausgeben und sich lang gehegte Wünsche erfüllen. Beliebt sind Elektronikartikel und Musik. Auch Süßigkeiten werden häufig gekauft.

Doch nicht alle sind nur begeistert von dem, was sie zu sehen bekommen. "Braucht ihr wirklich 86 Sorten Salami?" fragt eine Frau aus Ost-Berlin kritisch beim Besuch der berühmten Delikatessenabteilung. Auch die Preise erschrecken viele – und sie steigen in diesen Tagen deutlich an.

Nach dem ersten Ansturm am 10. November fahren die meisten zurück nach Hause in die DDR. Doch die Mauer bleibt offen und das KaDeWe ist weiterhin ein Besuchermagnet für Menschen aus der DDR. 200.000 Besuchende strömen an manchen Tagen im November 1989 durch die Gänge des Luxuskaufhauses. Nie waren mehr Menschen im KaDeWe.

KADEWE

Zeitzeuginnen und Zeitzeugen berichten

Viele Ostdeutsche besuchen direkt nach dem Mauerfall das Luxuskaufhaus KaDeWe in West-Berlin. Sie wollen das große Warenangebot mit eigenen Augen sehen und mit ihren 100 DM Begrüßungsgeld einkaufen gehen. Doch nicht alle können dieses Konsuminteresse verstehen.

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Intro
Annegret Goldschmit begegnet zum ersten Mal Ostdeutschen im Westen.
Roswitha Klekottka-Last arbeitet zur Zeit des Mauerfalls im KaDeWe.
Marion Jentsch irritiert das Verhalten anderer Ostdeutscher.
Erinnerungen hören Erinnerungen lesen

KaDeWe

Das KaDeWe ist für viele Menschen aus der DDR nach dem Mauerfall eine der ersten Anlaufstellen. Fernseher, Radios oder exotische Früchte sind in der DDR Mangelware und nur schwer zu bekommen. So zieht es viele in das Luxuskaufhaus. Sie wollen das riesige westliche Warenangebot mit eigenen Augen sehen.

ZEITZEUGIN

Annegret Goldschmit

Annegret Goldschmit aus West-Berlin beobachtet die Menschen aus Ost-Berlin in den Tagen nach dem Mauerfall in ihrem Kiez. Viele wollen sich zunächst ihre 100 D-Mark Begrüßungsgeld sichern.

"Die haben gestrahlt und gleich gefragt: Wo geht’s denn zum Ku’damm? Und dann hat man denen erklärt, wie sie fahren müssen und so sind sie gekommen oder wollten gleich zur nächsten Bank, gucken, dass sie ihr Geld bekommen. Die Banken waren schon ab dem ersten Tag wahnsinnig überfüllt. Man selbst, das sind dann Sachen, die für die Westberliner als Nachteil kamen, die sagen, dass man nicht mal auf die Bank gehen konnte, weil die Geldautomaten waren belegt mit den Leuten, die ihre Auszahlungsscheine ausfüllten und vor jeder Bank war eine Schlange. Das kann man sich gar nicht vorstellen. Wenn man so eine Geschäftsstraße durch ging, da waren überall Schlangen. Man wusste sofort, da muss eine Bank sein, weil die Leute ihr Geld haben wollten. Und es war vor Weihnachten und die wollten erst mal kaufen gehen – ist ja logisch, hätten wir alle auch so gemacht."

ZEITZEUGIN

Roswitha Klekottka-Last

Roswitha Klekottka-Last arbeitet am Tag nach dem Mauerfall im KaDeWe. Sie erinnert sich an die neugierigen Kundinnen und Kunden aus Ost-Berlin.

"Ich habe zu der Zeit im KaDeWe gearbeitet, war Einkäufer und Erstkraft und habe gedacht: Das ist ja toll, super, die kamen alle an und wir haben den Leuten was von der Obstabteilung gegeben. Dann hat man selber was gekauft und denen in die Hand gegeben. Man hat denen auch mal fünf Mark gegeben und sowas alles, kleinen Kindern was geschenkt, was selber da gekauft, wenn die selber im KaDeWe gerade nur geguckt haben."

ZEITZEUGIN

Marion Jentsch

Die Ost-Berlinerin Marion Jentsch kritisiert ihre Landsleute dafür, dass sie nach dem Fall der Mauer begeistert in die Geschäfte im Westen strömen.

"Also ich hatte überhaupt keine Neugier darauf und wenn ich im Fernsehen sah, wie die sich zu Tausenden da rüber quetschten, mit dicken Plastebeuteln bepackt zurückkamen und betrunken auf dem Ku‘damm rumgrölten. Ich habe mich geschämt für das alles. Mir war nur klar, dass ich nicht verstehe, warum die da alle rüber wollen. Also ich konnte das nicht begreifen. Ich hatte auch kein Interesse. Ich bin erst nach drei Monaten, glaube ich, über die Warschauer Brücke rüber. War immer noch sehr voll und eng und kaum war ich drüben, habe ich es schon bereut. Dann habe ich nämlich gesehen, an der Innenmauer auf der anderen Seite war alles mit Hakenkreuzen bekritzelt. All die Dinge, vor denen ich ja Angst hatte. Da wollte ich schon wieder umdrehen."

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