Transformation

Checkpoint Charlie

Das Kontrollhäuschen am Checkpoint Charlie steht in der Straßenmitte. Menschen laufen und fahren auf Fahrrädern vorbei. Am Straßenrand sind mehrere Neubauten. Auf dem Kontrollhäuschen befindet sich ein Schild mit der Aufschrift: Allied Checkpoint. Darüber hängt eine amerikanische Flagge. Rechts am Haus steht auf einem Schild: All British Military Visitors To East Berlin Report To Side Window. Hinten rechts steht auf einem Schild: Sie verlassen den Amerikanischen Sektor auf Englisch, Russisch, Französisch und Deutsch.

Der Checkpoint Charlie 2022 und in den Achtzigerjahren. 

CHECKPOINT CHARLIE

Zwischen Denkmälern und Imbissbuden

Am Checkpoint Charlie ist der Kalte Krieg jahrzehntelang spürbar. 1961 standen sich hier amerikanische und sowjetische Panzer direkt gegenüber und die Welt hielt den Atem an. Heute wimmelt es dort von Touristen, die auf der Suche nach Spuren der Teilung sind.

DIE GESCHICHTE HÖREN

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Marschmusik erklingt, der Kran hebt das Kontrollhäuschen hinauf in den Berliner Himmel. Die Außenminister lächeln in die Kameras. Sie verhandeln in Ost-Berlin über die Vereinigung Deutschlands, es ist der 22. Juni 1990. Der Abbau der Grenze ist ein symbolischer Akt, um die Teilung Berlins für alle sichtbar zu beenden. Das tun sie an einem ganz besonderen Kontrollpunkt, dem Checkpoint Charlie. Hier passierten zuvor alliierte Soldaten, Diplomaten und ausländische Gäste die Grenze zwischen West- und Ost-Berlin.

Nach der Wiedervereinigung wird der weltweit bekannte Grenzübergang nicht mehr gebraucht. Eine riesige Brachfläche mitten in der Stadt wartet auf ihre neue Bestimmung. Der Berliner Senat rechnet mit einem Wirtschafts- und Immobilienboom und bewilligt US-Investoren ein American Business Center mit fünf großen Bürogebäuden. Doch der Boom kommt nicht, nur drei Häuser werden gebaut, Pleiten folgen. Zwei Grundstücke bleiben leer, ein Insolvenzverwalter vermietet sie an Budenbesitzer. Sie verdienen gut an den immer zahlreicheren Touristinnen und Touristen, die auf der Suche nach der Mauer sind, aber kaum noch Spuren finden.

Im November 2004 errichtet das Haus am Checkpoint Charlie, ein privat geführtes Museum zur Mauer und zur Flucht aus der DDR, auf der Freifläche über tausend Kreuze, die für die Toten des DDR-Grenzregimes stehen. Sie bleiben dort bis Juli 2005. Viele Pressekommentare lehnen dieses sogenannte "Freiheitsmahnmal" als geschmacklos und unecht ab. Aber es entfacht eine Diskussion über das Gedenken an die Mauer. Die einhellige Meinung: Es wird zu wenig getan, die Erinnerung verblasst. Der Senat sucht daraufhin neue Lösungen und verabschiedet das "Gesamtkonzept Berliner Mauer". Es legt fest, dass eine neue Ausstellung am Checkpoint Charlie die weltweite Bedeutung des Kalten Krieges darlegen soll. Die Brachen verschwinden hinter Bauzäunen. Seit 2012 gibt es wechselnde Informationsangebote zum Kalten Krieg und zur Teilung Berlins.

Dann kommt der Boom doch noch, das Immobilien-Karussell nimmt wieder Fahrt auf. Ein neuer Investor plant auf der Brache ein Hotel, dazu Büros und Wohnungen sowie die behördlich vorgeschriebene Museumsfläche. Berlin debattiert ausführlich über diese Pläne. Der Senat lehnt sie Ende 2019 endgültig ab, einschließlich des Hotels. Fest steht jedoch, dass ein Museum am historischen Ort gebaut werden soll.

CHECKPOINT CHARLIE

Zeitzeuginnen und Zeitzeugen berichten

Der Kontrollpunkt an der Friedrichstraße ist der bekannteste Grenzübergang der geteilten Stadt. Zwei West-Deutsche erleben, wie hier in der Nacht des Mauerfalls 1989 die ersten Ost-Berliner die Grenze passieren.

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Intro
Anette Jünger wartet auf den ersten Grenzüberquerer.
Mathias Brauner erinnert sich an überforderte Grenzsoldaten.
Erinnerungen hören Erinnerungen lesen

Checkpoint Charlie

Der Checkpoint Charlie ist der bekannteste Grenz-Kontrollpunkt zwischen Ost- und West-Berlin. In der Nacht des Mauerfalls strömen Menschen aus beiden Teilen der Stadt an den Übergang, um die Grenze zu übertreten oder Passierende aus der anderen Stadthälfte in Empfang zu nehmen.

ZEITZEUGIN

Anette Jünger

Anette Jünger lebt in West-Berlin. Am 9. November 1989 steht sie am Checkpoint Charlie und wartet auf den ersten Ost-Berliner, der durch den Grenzübergang kommt. Sie beobachtet, dass dieser von der Situation allerdings erst einmal überfordert ist.

"Das hat eine ganze Weile gedauert und das war auch nicht um zwölf Uhr. Wir haben da sicher eine ganze Weile gewartet. Irgendwann kam der Erste tatsächlich durch. Der kam auch noch so, er kam noch so vereinzelt. Das war nicht ein ganzer Schwung, sondern das war eine einzelne Person, die da durchkam. Es war ein kleiner Mann, ein mittelalter Mann, in irgendeinem Parka, also eine komplett unauffällige Person. Der war vollkommen verunsichert. Der stand da so und wusste überhaupt nicht, was los ist. Als der Erste kam, kam halt irgendwie auch Bewegung in die Menge und die haben gejubelt oder geklatscht. Es wurde ihm Sekt angeboten und sowas. Und der stand so da und wusste überhaupt nicht, was er damit anfangen sollte. Als wüsste er gar nicht, wo er eigentlich ist."

ZEITZEUGE

Mathias Brauner

Der Ost-Berliner Mathias Brauner verlässt 1988 die DDR. Als er am 9. November 1989 von der neuen Reisefreiheit in der DDR erfährt, geht er direkt zum Checkpoint Charlie. Er erinnert sich an die überforderten Grenzsoldaten in dieser Nacht.

"Da wurde gefeiert, da wurde Sekt mitgebracht, da knallten die Sektkorken. Es war ja tatsächlich so, dass die Grenzsoldaten dann außerhalb des Bereiches vom Checkpoint Charlie standen. Ich weiß nicht, ob das noch zu Ost-Berlin zählt – kann ich nicht sagen – oder ob sie schon auf West-Berliner Boden waren. Auf jeden Fall versuchten sie, die Massen fernzuhalten vom Checkpoint Charlie, was natürlich nicht ging. Es waren immer noch genug Soldaten da, aber sie waren zu wenige, um den Massen wirklich etwas entgegenzusetzen. Das rutschte immer ein Schritt weiter vorwärts. Immer noch ein Stück und noch ein Stück, bis die Massen dann wirklich am Checkpoint Charlie dran waren, an der Mauer, die das Ganze abriegelt, den ganzen Kontrollpunkt, und da wurde dann wirklich gefeiert. Dann haben sie den Leuten die Mützen weggenommen, haben sie sich aufgesetzt und jede Mütze wurde beklatscht und bejubelt, die irgendwelchen Grenzsoldaten weggenommen wurde. Die waren dann stinksauer zum Teil. Da hatten sie gar keinen Humor. Das fanden sie überhaupt nicht gut. Eine gewisse Lockerheit waren sie überhaupt nicht gewohnt und wussten auch mit der Situation nicht wirklich gut umzugehen."

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